IMG_9800_BA
IMG_6385
IMG_0106_BA
previous arrow
next arrow

Dummyarbeit

Mit Chrisper kam die Freude für die Arbeit mit dem Dummy.

Unsere Hunde hatten immer schon viel Freude am Tragen verschiedener Materialien. Sei es die Zeitung vom Briefkasten holen, Zettel mit Nachrichten zu den Nachbarn bringen und nicht zu vergessen, wie fleißig sie Tannenzapfen und Anzündholz für die Wintersaison zusammengetragen haben. Immer eifrig dabei schien es ihnen ein Bedürfnis zu sein, dies zu tun. 

Dass diese Trage- und Bringfreude letztlich sinnvoller genutzt und unsere Hunde über ihre vorhandenen Möglichkeiten hinaus gefordert werden konnten, erfuhren wir erst durch unseren ersten DRC-Hund und dessen Züchterin Friederike Daniels. 

Sie war auch diejenige, die uns für eine retrievergetreue Ausbildung motivierte. Nach ausgiebigem Unterordnungs- und Gehorsamstraining mit anschließender BHP, trauten wir uns letztlich auch an die Arbeit mit dem Dummy. Ein völlig neues Gebiet für uns, wo schnell klar war, dass ein guter Grundgehorsam die Voraussetzung für ein gelingendes Arbeiten ist und Hund und Führer zu einem vertrauensvollen Team zusammenwachsen müssen.

Für Nichtkenner dieser spannenden Hundebeschäftigung an dieser Stelle kurz zusammengefasst.

Beim Dummytraining trainiert der Hund mit seinem Menschen im Gelände das Apportieren von sogenannten Dummys, Attrappen, die anstelle einer Jagdbeute geworfen oder ausgelegt werden.

Traditionell ausgeübt wird diese Art der Beschäftigung vorrangig bei Hundebesitzern mit Retrievern, die eigens für die Suche und Apportierarbeit nach dem Schuss, bei der Jagd auf Wasservögel, gezüchtet wurden. Die Dummyarbeit hat somit ihre Wurzeln in der jagdlichen Ausbildung. Die Aufgaben für die Hunde sind die gleichen, aber die Dummys ersetzen das Wild.

Suchen, Markieren eines fliegenden Objektes oder Einweisen eines Hundes auf eine Stelle, an der der Hund kein Dummy vermutet, das sind Bereiche, die in der Dummyarbeit trainiert werden. Von anfänglich einfachem Üben der Basics steigert sich die Dummyarbeit nach und nach in recht anspruchsvolle Aufgaben. Erfahrene Hund-Mensch-Teams können aus den viel geübten Grundübungen später spannende Aufgaben zusammenstellen. 

Das Ausarbeiten dieser Aufgaben ist besonders für unsere Retriever eine sinnvolle, konditionelle Tätigkeit, die Hund und Mensch auch viel Kopfarbeit abverlangt. Das Training fordert Hund und Führer und sorgt für eine gute Bindung zueinander. Oft spricht man auch von Dummysport, was seine Berechtigung hat, wenn man an die zurückgelegten Strecken in nicht immer einfachem Gelände und an die nötige Ausdauer beim Arbeiten denkt. Und Dummysport ist bei Weitem nicht nur was für Retriever. In unseren bisherigen Trainings haben wir oft erfahren können, wie auch andere bewegungsfreudige Hunde, unabhängig von ihrer Größe oder Rasse, in Zusammenarbeit mit ihrem Menschen gut arbeiten und Dummys zuverlässig apportieren. 

Wichtig für diese Art der Beschäftigung wäre noch zu erwähnen, dass außer einem arbeitsfreudigen, gesunden Hund auch wettertaugliche Kleidung notwendig ist. Trainingseinheiten können bei jedem Wetter stattfinden und leider lässt sich bei beabsichtigten Terminen das Wetter nicht immer mit planen. Unabdingbar ist auch eine Dummyweste oder eine Dummytasche. 

Bei Interesse an dieser Art von Beschäftigung mit dem Hund gibt es viele Informationen und Fachliteratur mit Theorien und verständlichen Trainingsanleitungen. Besonders zu erwähnen wäre hier ‚Die Retrieverschule‘ oder das ‚Trainingsbuch‘ von Norma Zvolsky (Kosmos-Verlag) 

Anfangs waren unsere Trainingseinheiten recht fordernd und zeitintensiv, bis ich selbst mit den Regeln und vor allem dem Sinn dahinter vertrauter wurde. Chrisper hatte von Anfang an viel Spaß dabei und vor allem auch schneller den Durchblick, als ich ;-). Das war es letztlich, was mir Bestätigung gab und uns tapfer weiter trainieren ließ, bis wir unsere Fleißarbeit mit einer bestandenen Dummy Prüfung beim DRC unter Beweis stellen konnten.

Heute nehmen wir weiterhin gerne eine Stunde Fahrt in Kauf und freuen uns auf regelmäßige Trainingseinheiten mit unseren beiden Hunden auf der Schwäbischen Alb. Es ist einfach herrlich, auch im Alltag die Begeisterung der Hunde zu sehen, wenn sie erkennen, dass ein ‚Gassigang‘ doch nicht nur ein Spaziergang wird und sie sofort in den Arbeitsmodus verfallen, wenn ein Dummy ins Spiel kommt. Eigentlich würden uns Workingtests auch sehr reizen und nachdem wir auch an einem Schnupper WT ‚uff de kutt‘ teilnehmen konnten, träumen wir oft davon, bei solchen Events auch starten zu können. Da wir auch dem Ausstellen unserer Hunde und der Zucht verfallen sind, bleibt allerdings nicht so viel Zeit, solche Unternehmungen noch zusätzlich zu planen.

Wir integrieren unser Hobby aber immer und überall, wenn wir mit unseren Hunden unterwegs sind und nehmen in Kauf, dass uns die Rückmeldungen durch erfahrene Richter dann fehlen. Wir sind kaum in der Natur, ohne ein Gelände als dummytauglich zu erkennen. Und wir sind auch immer ausgerüstet, mit Pocket-Dummys, Bällen oder anderen schwimmfähigen Objekten, die wir situativ und individuell einsetzen können.

Diese Art, mit den Hunden zu arbeiten, erfüllt total und sorgt nicht nur bei den Hunden für viele Glücksmomente, nach einem oft fordernden Alltag.